Seattle, USA
Hoch getagt
Das erste Kongresszentrum der USA in einem Hochhaus steht in Seattle und hat im Januar 2023 den Betrieb aufgenommen. Mitarbeitende und Aufzüge von Schindler sind die guten Geister hinter den Kulissen.
In Seattle ist das Kongresszentrum der Zukunft entstanden. Ein Gebäude, das nicht nur durch seine Architektur, sondern auch durch seine Lage überrascht. Es steht im Zentrum der Stadt und nicht wie sonst üblich in der Peripherie, wo Bauwerke dieser Grösse genügend Platz finden. Das beschränkte Platzangebot zwang die Architekten, die gängige Struktur eines Kongresszentrums zu überdenken. Sie teilten die Grundfläche auf und stapelten sie in 16 Stockwerken aufeinander, zum Teil versetzt und auskragend wie Legosteine, um Platz für die Autobahn zu lassen, die neben dem Summit Center vorbeiführt. Entstanden ist das erste vertikale Kongresszentrum der USA. 61 Schindler-Aufzüge und -Fahrtreppen verbinden die 16 Stockwerke und machen den Betrieb überhaupt möglich. Die wichtigste Rolle nehmen dabei drei Warenaufzüge ein. Sie sind das Herz des gut 53 000 Quadratmeter grossen Bauwerks.
Auch flächenmässig setzt das Summit Center neue Massstäbe. Es war das grösste Bauvorhaben in der Geschichte Seattles. Dementsprechend gross war Mike Sparks Respekt, als er vor fünf Jahren zum ersten Mal die Grösse des Aushubs sah. Der Schindler-Projektmanager war gemeinsam mit seiner Frau Lory extra für das Projekt von Indianapolis nach Washington State umgezogen. «Als ich an dem gigantischen Loch vorbeifuhr, überlegte ich mir, warum ich mich bloss darauf eingelassen hatte», erzählt er heute lachend. «Ich arbeite seit 27 Jahren in der Aufzugsbranche, doch ein Projekt dieser Grösse hatte ich davor noch nie betreut.» Obwohl archäologische Funde, Covid und Lieferengpässe den Zeitplan immer wieder verzögerten, schaffte es Mike Sparks zusammen mit seinem Team und Lory, die als Associate Project Manager mitarbeitete, das Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen.
Trent Folk betritt den Warenaufzug im Untergeschoss, hier findet die Anlieferung aller Güter statt. Als Resident Service Technician kümmert er sich um den Unterhalt der Schindler-Anlagen im Summit Center. «Ich sorge dafür, dass alles perfekt funktioniert, wie bei allen Shows. Das ist anspruchsvoll, erfordert eine gute Planung, macht aber total Spass», sagt er. Elektronisches Equipment, Tische, Stühle und Essen für viele Tausende Gäste müssen die Lastenaufzüge befördern. Arbeitskollege James Cox fährt mit Trent Folk im Aufzug. Er betreut die Anlagen im alten Kongresszentrum, das sich auf der anderen Strassenseite befindet. Eine seltene Situation, die die beiden Schindler-Mitarbeitenden möglichst zu vermeiden versuchen. Damit sie sich im sehr unwahrscheinlichen Fall eines blockierten Aufzugs sofort helfen könnten. Denn wenn die Aufzüge nicht fahren, steht der Betrieb im Summit Center still.
«Je mehr Stockwerke ein Gebäude hat, desto komplexer ist es», sagt Architekt Leonardo da Costa. «Mit dem Seattle Summit Center haben wir ein neues Modell für die Branche geschaffen. Lange Zeit waren Kongresszentren fast fensterlose schwarze Kisten. Wir haben mit viel Glas gearbeitet, damit die Grenzen zwischen innen und aussen so gut wie möglich verschwinden. Das Gebäude soll nicht im Zentrum stehen, sondern wie ein Rahmen funktionieren. Die Events, die darin stattfinden, werden so sichtbar für die Stadt rundherum, gleichzeitig ist die Stadt auch für die Besucher erlebbar. Seattle soll Teil der Erfahrung sein, die man hier drin machen kann.» Die regionale Identität beeinflusste auch die Auswahl der Materialien. Der Leiter des Architekturbüros LMN erklärt: «Holzhandel hat hier eine lange Tradition, weshalb wir viel Holz verarbeitet haben. Gleichzeitig wollten wir mit dem Einsatz von Stahl ein Industrialfeeling erzeugen, denn Handwerk spielt hier im pazifischen Nordwesten eine wichtige Rolle.»