Guangzhou, China
Die Pionierin
Interessenten aus ganz China reisen nach Guangzhou, um eine für sie neue Form des Transitmanagements auszuprobieren. In der Metropole steht das erste Hochhaus Festlandchinas, in dem Schindler seine PORT-Technologie installiert hat.
Guangzhou ist die Hauptstadt der Provinz Guandong, die mit 120 Millionen Einwohnern die grösste Provinz des Landes ist. Ausserdem gehört sie mit Hongkong und Macao zum Perlflussdelta, der bevölkerungsreichsten urbanen Agglomeration der Welt. Aber auch historisch hat Guangzhou Rekorde zu bieten. Ihr Hafen war der erste, der regelmässig von Schiffen aus Europa angesteuert wurde. Jahrhundertelang war sie Chinas Tor zur Welt. Für Schindler nimmt Guangzhou den Platz einer Pionierin ein: In der Bank of Guangzhou Square wurde 2012 zum ersten Mal die Schindler-PORT-Technologie in einem Gebäude auf dem Festland China installiert.
Bis heute ist das 268 Meter hohe Gebäude ein Vorzeigeobjekt für die Schindler-PORT-Technologie. Bereits restlos überzeugt vom Transitmanagementsystem ist Li Yingfan, der Gebäudeverwalter der Bank.
«Die Technologie ist ideal. Kaum haben die Angestellten ihren Badge gescannt, werden sie schon dem richtigen Aufzug zugeordnet. «Sichere, schnelle und smarte Aufzüge sind eine Frage der Lebensqualität, gerade für Menschen, die in Wolkenkratzern wohnen und arbeiten.»
Diese Ansprüche kann Schindler erfüllen. «Die PORT-Technologie ist unser bestes Verkaufsargument, wenn es um Hochhäuser geht», sagt Leo Chen in seinem Büro in der Schindler-Niederlassung. Er hat vor 21 Jahren als Ingenieur beim Unternehmen angefangen, seit fünf Jahren pendelt er als Regional General Manager der Region South zwischen den drei Provinzen Guangdong, Guangxi und Hainan. «Das gilt nicht nur für Bürogebäude. Die Nachfrage nach Schindler PORT steigt auch für Wohnhäuser des Luxussegments.» Schindler PORT Mini arbeitet mit kleineren Screens, die über das Smartphone bedient werden. «So brauchen Mieter beispielsweise keine Schlüssel mehr, sondern nur noch ihr Telefon, um in ihre Wohnung zu kommen.»
Danny Huang, Director Global Large Projects China Sales, arbeitet in Shenzhen und ist mit dem Schnellzug nach Guangzhou angereist. Die Nachbarstadt gilt als Chinas Hightech-Zentrum. Das 599 Meter hohe Ping-An-Hochhaus ist nur eines der vielen spektakulären Gebäude, in denen Schindler in Shenzhen präsent ist. «Neben den technischen Aspekten steht unsere Marke auch für Sicherheit und Qualität. Die Menschen vertrauen Produkten aus der Schweiz, denn sie geniessen hierzulande einen sehr guten Ruf», sagt Danny Huang, die seit 20 Jahren für Schindler arbeitet.
Die gute Reputation half Schindler auch dabei, den Zuschlag für eines der prominentesten Bauprojekte Guangzhous der letzten Jahre zu bekommen. Die Wolkenkratzer der staatlichen Holdinggesellschaft Guadong Holdings Limited. Die GDH-Türme spielen städtebaulich eine aussergewöhnliche Rolle, denn sie setzen den Schlusspunkt unter eine 30-jährige Immobilienentwicklung. Auf einem knapp 6,5 Quadratkilometer grossen Gebiet liess die Regierung Zhujiang New Town bauen, ein zentrales Geschäftsviertel, das als Stadtzentrum des 21. Jahrhunderts geplant wurde. In der Mitte liegt ein üppig bepflanzter Park, der von Wolkenkratzern flankiert wird. Vorbild für die Grünanlage war der Central Park.
Ganz anders als in Manhattan ist allerdings die Geräuschkulisse. Denn während in New York ununterbrochen hupende Taxis und Polizeisirenen zu hören sind, herrscht in den Strassen der futuristischen Zhujiang New Town beinahe komplette Stille. Der Grossteil der Autos und Roller sind elektrisch angetrieben und gleiten geräuschlos durch die Strassen. In beiden Ländern gilt jedoch die gleiche Regel: Je näher eine Immobilie am Park steht, desto exklusiver ist ihre Adresse. Direkt angrenzend an die Grünfläche ragen die GDH-Hochhäuser in die Luft. Liu Yi, der stellvertretende GDH-Generaldirektor, erklärt, weshalb Schindler den Zuschlag für diesen Prestige-Auftrag erhalten hat: «Die Produkte, die Technologien, Lösungen und Dienstleistungen, die Schindler für Hochhäuser anbietet, haben einen guten Ruf. Schindler punktete zudem mit fairer und gerechter Ausschreibung. Den finalen Ausschlag hat aber ein Besuch bei unseren Nachbarn von der Bank of Guangzhou Square gegeben. Der Gebäudeeigentümer spricht in den höchsten Tönen von den Aufzügen, dem Service und dem PORT-System.»
Mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde gleitet der Aufzug im GDH-Turm dem Himmel entgegen. Wer hier arbeitet, muss nicht einmal mehr seinen Badge zücken, um dem richtigen Aufzug zugeteilt zu werden. Die Schindler-PORT-Technologie der vierten Generation funktioniert kontaktlos über Gesichtserkennung.
Im 31. Stock hält der Aufzug an und He Weibiao steigt in der eleganten Skylobby aus. Der Large Project Manager von Schindler erzählt: «Im April 2020 haben wir mit den Arbeiten auf der Baustelle begonnen, im Oktober 2022 waren wir fertig.»
Diese Daten sind für ihn so unvergesslich wie die Geburt eines Kindes. «Zweieinhalb Jahre habe ich die Installationen begleitet. Das fühlt sich an, als schaue man zu, wie sich ein Kind entwickelt.» Auch punkto Intensität erinnert die Projektphase an die ersten Monate mit einem Kleinkind. 108 Einheiten hat sein Team in den beiden Türmen installiert: 50 Fahrtreppen des Modells Schindler 9300, 12 Aufzüge Schindler 5500 und 46 des Premiummodells Schindler 7000, sechs davon als Doppeldeckmodelle. Diese Aufzüge können das Zweifache an Fahrgästen transportieren, was sich auf das Gewicht des Antriebs auswirkt. Bei einem Aufzug für ein Wohnhaus wiegt der Antrieb etwa eine Tonne, bei einem Modell für ein Hochhaus vier. Ganze zehn Tonnen sind die Antriebe der installierten Doppeldecker schwer. «Es dauerte ein halbes Jahr, um das Hebesystem für die Antriebe vorzubereiten und komplexe Berechnungen für den einwandfreien und sicheren Einbau und Betrieb abzuschliessen. Involviert waren alle Parteien, einschliesslich des Generalunternehmers, des Planungsbüros, der Bauaufsicht und des staatlichen Eigentümers. Schlussendlich brauchte ein Turmdrehkran drei Tage, um die Antriebe hier in den 34. Stock zu transportieren, wo sie eingebaut wurden.
«In ganz China hat Schindler noch nie einen schwereren Antrieb installiert», sagt He Weibiao stolz und lässt seinen Blick über Guangzhou schweifen.