
Aarau, Schweiz
Grosser Wurf

Das Kantonsspital Aarau macht sich fit für die Zukunft. Das Projekt «Dreiklang» vereint alle Spitaldisziplinen unter einem Dach, bietet kurze Wege für Personal und Patienten und schnelle und zuverlässige Verbindungen dank der Aufzüge von Schindler.
Der Rohbau des neuen Kantonsspitals Aarau (KSA) ist eine Vorzeigebaustelle. So aufgeräumt, als würden Personal und Patienten morgen schon einziehen. Am Fuss der 40 Meter hohen Fassade diskutiert Jeannine Graf, Geschäftsführerin von Schindler Aarau, engagiert mit Grossprojektleiter Noel Lauper und Montagechef Lucien Hasler. Sie sind dabei nicht über leintuchgrosse Baupläne aus dem Plotter gebeugt, sondern über ein Tablet und besprechen 3D-Darstellungen zukünftiger Bauschritte, hinterlegen Änderungen gleich im System, die alle anderen Subunternehmer auf der Baustelle zeitgleich sehen können. Jeannine Graf sagt: «Unsere Leute fühlen sich wohl mit dieser hochmodernen Technologie und schätzen ihre Vorteile.»
Das KSA ist eines der ersten Grossprojekte der Schweiz, die vollständig mit BIM (Building Information Modeling) geplant und ausgeführt werden. Bereits in der Ausschreibung formulierte Bau- und Immobiliendienstleister Implenia diese Anforderung und da sich Schindler schon seit langem mit dieser Welt aus Nullen und Einsen beschäftigt, nahm die Geschäftsstelle Aarau diese Herausforderung sehr gerne an. Taulant Beqiri von Implenia ist auf der KSA-Baustelle für Aufzüge und Logistik zuständig.

Seine Meinung ist gemacht: «Wir sprechen beim KSA von einem Auftragsvolumen von 600 Millionen Franken und einer gigantischen Menge an Bauteilen und Objekten. Mit BIM machen wir weniger Fehler, klären Pendenzen digital und weisen sie uns gegenseitig über das System zu. Die Informationen sind für alle zugänglich und gehen nicht verloren. Früher lief das alles über E-Mails und auf Zuruf.»
Schindler ist bei der digitalen Revolution auf den Baustellen mit dabei. Anna Merkler und Sebastian Müller sind für die BIM-Anwendung zuständig. «Die Schnittstellenplanung ist mit dem digitalen 3D-Modell viel einfacher», sagen die beiden Spezialisten. Bei Projektbesprechungen bewegen sich alle Beteiligen in Echtzeit im Modell und können über einen spezifischen Aufzug sprechen. Beim Gebäudeplan auf Papier weiss man dagegen nie genau, auf welchem Stockwerk man sich befindet.
Gerade bei einem Grossprojekt minimiert sich das Fehlerpotenzial mit digitalen 3D-Modellen beträchtlich. «Allerdings», sagt Maschinenbauingenieurin Anna Merkler, «müssen alle am Bau Beteiligten involviert sein. Bei Schindler wollen wir alle Mitarbeitenden in diese neue Welt mitnehmen, nicht nur die Digital Natives.»

Die BIM-Spezialisten Merkler und Müller haben den Mitarbeitenden begleitet, der die 31 Aufzüge für das KSA modelliert hat, und die notwendige Starthilfe für den neuen Prozess geleistet. «Jede neue Planungsmethode braucht Eingewöhnungszeit.» Grosse private Bauherren und der Bund setzen BIM heute voraus. Ihnen helfen nicht nur die digitalen 3D-Modelle, sondern auch die dahinterliegenden Daten, die etwa das Facility Management für seine Arbeit einsetzen kann. BIM bietet also nicht nur viele Vorteile für die Planung und die Umsetzung eines Spitals, sondern auch für dessen Betrieb. BIM betrifft den ganzen Lebenszyklus einer Immobilie. Anna Merkler sagt: «BIM ist im gesamten Prozess sehr hilfreich und wir sehen eine digitale Zukunft. Keiner unserer Kunden sollte sich noch mit Papierplänen beschäftigen.»
Die Dimensionen des KSA sind auch für einen Aufzugshersteller wie Schindler beeindruckend: Bis zu acht Monteure gleichzeitig bauten 29 Betten- und Personenaufzüge des Typs Schindler 5500 und zwei Schwerlastenaufzüge ein. 230 Schachttüren geben den Zugang vom Keller bis zu den beiden Helikopterlandeplätzen auf dem Dach frei. 18 Aufzüge rüsten die Spezialisten mit dem Transit-Management-System Schindler PORT aus, was für einen reibungslosen und vor allem schnellen Transport von Patienten und Personal sorgt und sich allen zukünftigen Bedürfnissen des Spitals anpassen lässt.

Spitalaufzüge sind sensible Wesen: Sie dürfen nie ausfallen, nicht magnetisch sein wegen der Computer- und Magnetresonanztomografen, aber geschützt gegen Röntgenstrahlung und ausgestattet mit Rammschutzleisten auf Höhe der Betten oder der Gastrowagen. Bei der Wartung verlangen sie besondere Hygienemassnahmen, wenn sie etwa vor Operationssälen stoppen. In diesem Punkt mussten sich Schindler und das KSA nicht erst aneinander gewöhnen. Die Geschäftsstelle Aarau mit ihren 100 Mitarbeitenden wartet die Aufzüge in den Altbauten des Spitals seit Jahren. Grossprojektleiter Noel Lauper sagt: «Die Komplexität ist hoch, weil Spitäler viel mehr wechselnde Nutzer kennen als Bürogebäude oder Wohnhäuser. Mitarbeitende, Patienten und Besucher haben ganz unterschiedliche Zugangsrechte, die wir sehr gut mit der Schindler-PORT-Technologie steuern können.»
Der Verwaltungsrat der Kantonsspital Aarau AG kürte das Projekt «Dreiklang» im Frühling 2019 zum Sieger im Wettbewerb um den Neubau des KSA. 472 stationäre Betten, 130 tagesklinische Plätze und 18 OP-Säle sind auf 14 Stock-werken geplant. Ambulante und stationäre Medizin werden getrennt, aber die Wege für Personal, Patientinnen und Patienten sind kurz, weil die gesamte medizinische Versorgung in einem grossen Gebäude mit einem viergeschossigen Sockelgebäude und einem nach innen versetzen Aufbau mit sechs Stockwerken untergebracht wird.
Schindler erhielt für den Einbau der Aufzüge das Zeitfenster von Oktober 2023 bis Dezember 2024 zugeteilt. Alle Anlagen werden an die Bauherrschaft übergeben, nachdem jede einzelne während zwei Tagen geprüft, abgenommen und für sicher erklärt worden ist. Woran niemand zweifelt und was nicht nur an der digital gestützten Planung und Ausführung des KSA-Grossprojekts liegt, sondern auch an der analogen menschlichen Verträglichkeit der verschiedenen Partner. Die Kommunikation ist offen, Auftraggeber und Auftragnehmer suchen miteinander nach Lösungen. Taulant Beqiri von Implenia sagt: «Ich habe seit zwei Jahren dieselben Ansprechpartner bei Schindler und das Vertrauen stimmt.» Er meint damit zum Beispiel den Montagechef Lucien Hasler. Die beiden verbindet ihre Faszination für den Neubau. «Für mich ist es ein Herzensprojekt», sagt Hasler. Und Beqiri meint nachdenklich: «Hier wird später vielen Menschen geholfen, und wir konnten einen Beitrag dazu leisten. Das erfüllt mich mit Demut.»
Was dereinst im Schacht rauf- und runterfährt, lässt sich nicht am Bildschirm zusammenbauen. Dafür braucht es Schindler-Mitarbeitende aus Fleisch und Blut.

Die Service-Profis
Zusammen kommen sie auf 38 Schindler-Jahre und sie lösen am liebsten knifflige Aufgaben.
Aufzüge in Spitälern haben einen dichteren Wartungsplan, weil sie so intensiv genutzt werden. Bis zu 1 000-mal am Tag. Ein durchschnittlicher Aufzug in einem Wohnblock kommt auf 100 Fahrten. Ausserdem sind sie in Spitälern stärkeren Belastungen ausgesetzt, etwa wenn jemand mit einem Bett oder einer Putzmaschine Aufzugstüren verbeult. Ruft das KSA wegen einer Störung den Servicetechniker, ist das ein Fall für Thomas Jander. Er sagt: «Ich liebe es, Störungsquellen zu finden und zu beheben. So lerne ich immer wieder dazu. Wir halten kritische Infrastruktur am Laufen, das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.»
Sein Chef Daniel Huber ist Serviceleiter und betreut mit seinem Team mehr als 2 000 Anlagen. Auch für ihn hat die Detektivarbeit in der Aufzugswartung ihren speziellen Reiz, gleichzeitig setzt er alles daran, dass es so wenig Ausfälle wie möglich gibt. Er fühlt sich für alle Eventualitäten gerüstet: «Wir haben ein sehr dichtes Technikernetz. Diese Abdeckung bieten nur wir.»
Mit dem KSA-Neubau verändert sich auch die Arbeit seines Teams. Bisher betreute es 50 Aufzüge im bestehenden Kantonsspital. Einige Gebäude stehen inzwischen nicht mehr, 31 neue Anlagen kommen im «Dreiklang» dazu. Im Endausbau wird das Serviceteam ein Portfolio von 45 hochmodernen Aufzügen betreuen. Und Thomas Jander ist auch für sie jederzeit zur Stelle.

«Logistische Höchstleistung»
Die beiden Gesamtprojektleiter des KSA-Neubaus sorgen dafür, dass der Grosseingriff gelingt und nicht zu einem Notfall wird.
Was macht den Spitalneubau «Dreiklang» anspruchsvoll?
Nicole Sehringer Bucher: Die Zusammenführung aller medizinischen Disziplinen, die bisher auf 20 Gebäude verteilt waren, in ein Gebäude. Bruno Stoll: Die schiere Grösse des Gebäudes erfordert organisatorische und logistische Höchstleistungen, um das Spital betreiben zu können.
Die Koordination aller Anspruchsgruppen auf einer solchen Riesenbaustelle ist eine Herkulesaufgabe. Wie machen Sie das?
Bruno Stoll: Der Totalunternehmer (TU) ist mit dieser Aufgabe innerhalb des Baufeldes betraut. Wir vom KSA sind im engen Austausch mit dem TU. Reibungen zwischen Spitalbetrieb und Riesenbaustelle können so marginal gehalten werden.
Was macht den Spitalneubau attraktiv?
Bruno Stoll: Die Kompaktheit, der Einsatz modernster Techniken und der Qualitätsbau nach Minergie-Eco-P-Standard ermöglichen einen nachhaltigen Bau für die nächsten 50 Jahre.
Wie unterscheidet sich der «Dreiklang» von anderen Spitalneubauten?
Bruno Stoll: Gemäss Aussagen von Spitalbauexperten ist es uns als Einzigen gelungen, ein Spital zu entwickeln, welches alle Spitaldisziplinen geschickt unter einem Dach vereint.
Wie wichtig ist der Neubau für die Region?
Bruno Stoll: Sehr wichtig. Das KSA ist das modernste und grösste Kantonsspital der Schweiz sowie einer der grössten Arbeitgeber im Kanton Aargau.
Warum haben Sie sich für Schindler-Aufzugsanlagen entschieden?
Nicole Sehringer Bucher: Wir arbeiten im KSA schon seit Jahrzehnten erfolgreich mit Schindler zusammen. Schindler besticht mit modernster Technik und erfüllt unsere hohen Ansprüche an den vertikalen Transport.
Wie wichtig waren die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit der Aufzugsanlagen bei Ihrer Entscheidung für Schindler?
Nicole Sehringer Bucher: Absolut massgebend. Der Automatisierungsgrad der Logistik erhöht sich mit dem Neubau um ein Vielfaches. Die Aufzugsanlagen sind ein sehr wichtiger Teil der Logistikprozesse.
